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Dastar: Die schützende Hand des Göttlichen und die Kunst des Turbans

Die Dastar, der Turban, der die ungeschnittenen Haare schmückt, drückt Natürlichkeit, Demut, Hingabe und ein tugendhaftes Leben im Einklang mit dem Göttlichen (Hukam) aus. Sikhs wickeln ihn täglich neu und tragen ihn mit Würde. Im Bild ist ein Sikh zu sehen, der in der amerikanischen Armee dient. In den USA, Kanada, Großbritannien und Indien sind Sikhs mitsamt ihrem Turban ein selbstverständlicher Teil des Staatsdienstes. Dort arbeiten sie an Schulen, in Gerichten sowie bei der Polizei und den Streitkräften. Foto: Unsplash

Gleichmütig wie der Himmel

Einen schönen Turban zu binden, ist eine wirkliche Kunst. Der Turban, genannt Dastar (auch Pag, Pagri), symbolisiert die schützende Hand des Göttlichen. Sikhs tragen ihn mit Liebe und Demut. Er erinnert daran, dass eine höhere Weisheit über uns wacht und wir nur ein kleines Licht im Universum sind. Der Turban inspiriert zu Bescheidenheit, Tugendhaftigkeit und Mut. Zudem trägt er dazu bei, mit Würde den Alltag zu meistern und sich nicht von vergänglichen Modetrends beeinflussen zu lassen. Und der Turban hat einen praktischen Nutzen: Er schützt vor Kälte, Hitze und Kopfverletzungen.

Es gibt bei Sikhs unterschiedliche Stile und ausgefeilte Techniken für den Turban. Je nach Alter und Anlass passen Sikhs ihre Kopfbedeckung an. Kinder tragen zunächst einen Rumal. Dabei handelt sich um ein Stück Stoff, der den Dutt bedeckt. Später wird zumeist ein Patka gebunden, der das gesamte Haupt bedeckt. Zu Hause tragen erwachsene Sikhs teilweise einen kleinen Turban, einen Hausturban sozusagen. Dabei handelt es sich um den kleinen Turban, der stets unter dem eigentlichen Turban getragen wird. Beim Sport und bei bestimmten Berufen kommt ein besonders stabiler Turban zum Einsatz. Hier zeigt sich die klare gleichwohl undogmatische Haltung der Sikhi. Wie ein Bambus, sind Sikhs gut verwurzelt mit der tiefen Weisheit des Lebens, gleichwohl so flexibel, dass ein Sturm sie nicht gleich entwurzelt.

Je nach Art des Turbans kann es zwischen zwei und 20 Minuten dauern, ihn zu binden. Mit zunehmender Übung verkürzt sich der tägliche Akt des Bindens, der den Turban als solchen auszeichnet. Zunächst werden die ungeschnittenen Haare, die Natürlichkeit und Respekt vor der Schöpfung ausdrücken, zu einem Dutt, der mittig auf dem Kopf sitzt, gebunden. Dies schützt den sensiblen Bereich der Fontanelle. Das Zusammenbinden der Haare erinnert daran, sich nicht von den unzähligen Gedanken verführen und ablenken zu lassen, die fortwährend in uns entstehen. So hilft der Akt dabei, sich auf unseren reinen und tugendhaften seelischen Kern zu fokussieren. Anschließend wird der traditionelle Holzkamm, der Khanga, zwischen Dutt und Haaransatz platziert.

In den zeitlosen Weisheiten der Sikhi (Gurmat), die schriftliche überliefert wurden (Gurbani), finden wir zahlreiche metaphorische Verweise auf die tieferliegende Bedeutung des Turbans. Interessant ist, dass wir diese Hinweise auch bei den Weisen finden, die vor den zehn direkt aufeinanderfolgenden Erleuchteten lebten, wie zum Beispiel Bhagat Nam Dev und Bhagat Kabir. Der Turban steht in den Weisheiten für göttliche Tugenden und Schönheit. Er wird als Geschenk beschrieben, mit dem wir geehrt werden, nachdem der Kampf gegen die fünf inneren Diebe - Begierde, Wut bzw. Hass, Gier, Anhaftung und Egoismus - gewonnen wurde. So wird der Turban dann auch bildlich als schief gewickelt beschrieben, wenn wir vom Pfad der Tugenden, Weisheit und Erleuchtung abkommen.

ਹਉ ਗੋਸਾਈ ਦਾ ਪਹਿਲਵਾਨੜਾ ॥ ਮੈ ਗੁਰ ਮਿਲਿ ਉਚ ਦੁਮਾਲੜਾ ॥ GGS, 74, M.5

ਖੂਬੁ ਤੇਰੀ ਪਗਰੀ ਮੀਠੇ ਤੇਰੇ ਬੋਲ ॥ GGS, 727, Bhagat Nam Dev

ਨਾਪਾਕ ਪਾਕੁ ਕਰਿ ਹਦੂਰਿ ਹਦੀਸਾ ਸਾਬਤ ਸੂਰਤਿ ਦਸਤਾਰ ਸਿਰਾ ॥੧੨॥ GGS, 1084, M.5

ਟੇਢੀ ਪਾਗ ਟੇਢੇ ਚਲੇ ਲਾਗੇ ਬੀਰੇ ਖਾਨ ॥ GGS 1124, Bhagat Kabir

Himmlische Verbindung - Himmlische Farben

Ein schön gebundener Turban ist eine liebevolle tägliche Erinnerung daran, sich vom Göttlichen leiten zu lassen und all dem, was uns im wahrsten Sinne des Wortes damit verbindet. Traditionell werden vor allem die Farben Blau, Sonnenblumengelb, Orange und Weiß getragen. Die Farben stehen für das Göttliche und Himmlische (Akas). Sie inspirieren uns, wie der Himmel gleichmütig über den vergänglichen Dingen und menschengemachten Grenzen und Verengungen zu stehen.

ਸੁਣਿ ਗਲਾ ਆਕਾਸ ਕੀ ਕੀਟਾ ਆਈ ਰੀਸ ॥ GGS, 7, M.1

ਬ੍ਰਹਮ ਗਿਆਨੀ ਕੈ ਮਨਿ ਹੋਇ ਪ੍ਰਗਾਸੁ ॥ ਜੈਸੇ ਧਰ ਊਪਰਿ ਆਕਾਸੁ ॥ GGS, 272, M.5

ਉਤਰਿ ਅਵਘਟਿ ਸਰਵਰਿ ਨ੍ਹਾਵੈ ॥ ਬਕੈ ਨ ਬੋਲੈ ਹਰਿ ਗੁਣ ਗਾਵੈ ॥ ਜਲੁ ਆਕਾਸੀ ਸੁੰਨਿ ਸਮਾਵੈ ॥ ਰਸੁ ਸਤੁ ਝੋਲਿ ਮਹਾ ਰਸੁ ਪਾਵੈ ॥੧॥ GGS, 411, M.1

Farben wie Gelb, Grün, Blau, Rot und Weiß sind in den überlieferten Weisheiten der Erleuchteten positiv beschrieben.

ਰੰਗੀ ਰੰਗੀ ਭਾਤੀ ਕਰਿ ਕਰਿ ਜਿਨਸੀ ਮਾਇਆ ਜਿਨਿ ਉਪਾਈ ॥ GGS, 6, M.1

ਰਤਾ ਪੈਨਣੁ ਮਨੁ ਰਤਾ ਸੁਪੇਦੀ ਸਤੁ ਦਾਨੁ ॥ ਨੀਲੀ ਸਿਆਹੀ ਕਦਾ ਕਰਣੀ ਪਹਿਰਣੁ ਪੈਰ ਧਿਆਨੁ ॥ GGS, 16, M.1

ਗੁਣ ਗਾਵਤ ਮਨੁ ਹਰਿਆ ਹੋਵੈ ॥ GGS, 104, M.5

ਤੁਮ ਮਖਤੂਲ ਸੁਪੇਦ ਸਪੀਅਲ ਹਮ ਬਪੁਰੇ ਜਸ ਕੀਰਾ ॥ GGS, 486, Bhagat Ravi Das

ਦਹ ਦਿਸ ਖੋਜਤ ਹਮ ਫਿਰੇ ਮੇਰੇ ਲਾਲ ਜੀਉ ਹਰਿ ਪਾਇਅੜਾ ਘਰਿ ਆਏ ਰਾਮ ॥ GGS, 542, M.5

ਆਪੇ ਸਾਵਲ ਸੁੰਦਰਾ ਪਿਆਰਾ ਆਪੇ ਵੰਸੁ ਵਜਾਹਾ ॥ GGS, 606, M.4

Die einzige negativ konnotierte Farbe in den überlieferten Weisheiten ist Schwarz. Sie steht für Unkenntnis und das Schlechte (Kale Lekh).

ਫਰੀਦਾ ਜੇ ਤੂ ਅਕਲਿ ਲਤੀਫੁ ਕਾਲੇ ਲਿਖੁ ਨ ਲੇਖ ॥ ਆਪਨੜੇ ਗਿਰੀਵਾਨ ਮਹਿ ਸਿਰੁ ਨੀਵਾਂ ਕਰਿ ਦੇਖੁ ॥੬॥ GGS, 1378, Bhagat Sheikh Farid

ਭਗਤੀ ਭਾਇ ਵਿਹੂਣਿਆ ਮੁਹੁ ਕਾਲਾ ਪਤਿ ਖੋਇ ॥ GGS, 57, M.1

ਮਨਹੁ ਕੁਸੁਧਾ ਕਾਲੀਆ ਬਾਹਰਿ ਚਿਟਵੀਆਹ ॥ GGS, 85, M.1

Sikhs, die sich der Farbsymbolik bewusst sind, meiden entsprechend eine schwarze Kopfbedeckung.

Wie im Innen, so im Außen

Gleichzeitig erinnert uns zeitlose Weisheit wiederholt daran, sich nicht von Oberflächlichkeiten wie einem vermeintlich heiligen und frommen Aussehen verleiten zu lassen. Es ist die einfachste Sache der Welt, sich in religiösen Gewändern zu zeigen und religiös zu sprechen. Wahre Spiritualität zeigt sich nicht im Aussehen, in der Zahl der vermeintlichen Anhängerinnen und Anhänger oder Social Media Follower, sondern in einer stimmigen Lebensweise im Alltag, die durchdrungen ist von intuitiver Tugendhaftigkeit und Weisheit.

ਸੁਣਿਆ ਮੰਨਿਆ ਮਨਿ ਕੀਤਾ ਭਾਉ ॥ ਅੰਤਰਗਤਿ ਤੀਰਥਿ ਮਲਿ ਨਾਉ ॥ ਸਭਿ ਗੁਣ ਤੇਰੇ ਮੈ ਨਾਹੀ ਕੋਇ ॥ ਵਿਣੁ ਗੁਣ ਕੀਤੇ ਭਗਤਿ ਨ ਹੋਇ ॥ GGS, 4, M.1

ਦਿਲਹੁ ਮੁਹਬਤਿ ਜਿੰਨੑ ਸੇਈ ਸਚਿਆ ॥ ਜਿਨੑ ਮਨਿ ਹੋਰੁ ਮੁਖਿ ਹੋਰੁ ਸਿ ਕਾਂਢੇ ਕਚਿਆ ॥੧॥ ਰਤੇ ਇਸਕ ਖੁਦਾਇ ਰੰਗਿ ਦੀਦਾਰ ਕੇ ॥ ਵਿਸਰਿਆ ਜਿਨੑ ਨਾਮੁ ਤੇ ਭੁਇ ਭਾਰੁ ਥੀਏ ॥੧॥ ਰਹਾਉ ॥ GGS, 488, Bhagat Sheikh Farid

ਚਿਟੇ ਜਿਨ ਕੇ ਕਪੜੇ ਮੈਲੇ ਚਿਤ ਕਠੋਰ ਜੀਉ ॥ ਤਿਨ ਮੁਖਿ ਨਾਮੁ ਨ ਊਪਜੈ ਦੂਜੈ ਵਿਆਪੇ ਚੋਰ ਜੀਉ ॥ ਮੂਲੁ ਨ ਬੂਝਹਿ ਆਪਣਾ ਸੇ ਪਸੂਆ ਸੇ ਢੋਰ ਜੀਉ ॥੩॥ GGS, 751, M.1

ਜਿਹ ਮਾਰਗਿ ਇਹੁ ਜਾਤ ਇਕੇਲਾ ॥ ਤਹ ਹਰਿ ਨਾਮੁ ਸੰਗਿ ਹੋਤ ਸੁਹੇਲਾ ॥ GGS, 264, M.5

ਕਬੀਰ ਜਿਹ ਮਾਰਗਿ ਪੰਡਿਤ ਗਏ ਪਾਛੈ ਪਰੀ ਬਹੀਰ ॥ ਇਕ ਅਵਘਟ ਘਾਟੀ ਰਾਮ ਕੀ ਤਿਹ ਚੜਿ ਰਹਿਓ ਕਬੀਰ ॥੧੬੫॥ GGS, 1373, Kabir

Die Kunst der Dastar: Wie ich einen Turban wickele

Traditionell schauen Kinder bei ihren Eltern ab, wie ein Turban gewickelt wird. Heutzutage helfen Lernvideos Sikhs auf der ganzen Welt beim Erlernen dieser Kunst. Dort werden für Männer und Frauen verschiedene Stile gezeigt, darunter ist auch der Dumala. Dieser bildet die stabilste Turbanform. Sie kam vor allem in Verteidigungskriegen zum Einsatz. Der Dumala ist Teil des Erscheinungsbildes des Khalsa, dem Orden, der von Gur Gobind Singh ins Leben gerufen wurde.

Hier geht es zu ausgewählten Videos, die euch helfen können, einen schönen Patka und Turban zu binden.

Patiala Shahi Pagg | With Whole Detail | 5 Larr - YouTube

HOW TO TIE DUMALA IN 5 MIN - YouTube

How To Tie Dumala ( ਦੁਮਾਲਾ ) Tutorial - PunjabiBeardos - YouTube

EASIEST WAY TO TIE DASTAR | HOW TO TIE DASTAR/TURBAN IN 5 MINUTES | JAPPAN KAUR - YouTube (Turban für Frauen)

How to do a Jurra and tie a Patka / Keski on a child - YouTube (Dutt und Patka für Kinder)